Darts ist längst kein Randphänomen mehr. Ob zuhause, in Vereinen, im Dart Rock Café oder im Fernsehen bei den großen PDC-Majors – der Sport begeistert Millionen Menschen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um diesen Sport richtig ausüben zu können, ist die Wahl der passenden Dartscheibe. Und obwohl eine Dartscheibe auf den ersten Blick simpel erscheint, steckt dahinter ein erstaunlich komplexes Zusammenspiel aus Material, Konstruktion, Normen und Spielgefühl. In diesem umfassenden Guide erfährst du alles über Dartscheiben: wie sie aufgebaut sind, welche Unterschiede es zwischen Steeldart- und E-Dart-Scheiben gibt, aus welchen Materialien sie bestehen, wie man sie korrekt montiert und welche Maße international gültig sind.

Die Entwicklung der modernen Dartscheibe
Die heutige Dartscheibe hat eine lange Tradition. Ursprünglich wurde auf Holzscheiben gespielt, die jedoch schnell verschlissen und tiefe Rillen entwickelten. Um diesem Problem entgegenzuwirken, suchten Hersteller nach Materialien, die robust genug sind, um hunderte Einschläge auszuhalten. Dabei entdeckte man in den 1930er Jahren Sisal – eine Naturfaser, die bis heute das Standardmaterial für hochwertige Steeldart-Scheiben ist. Die selbstheilenden Eigenschaften des Sisals machten das Spiel präziser und die Scheiben langlebiger.
Parallel dazu entstand in den 1980er Jahren eine neue Variante: die elektronische Dartscheibe, auch Softdart genannt. Hier steht nicht das Material, sondern die Technik im Vordergrund. Kunststoffsegmente mit kleinen Löchern registrieren die Treffer automatisch und erleichtern vor allem Einsteigern das Spielen, da die Punktezählung entfällt. Bis heute existieren diese beiden Welten nebeneinander: Steeldart als sportlich traditionelle Variante und E-Dart als technischer Zugang zum Spiel.
Aufbau und Bedeutung einer Steeldart-Dartscheibe
Eine klassische Steeldart-Scheibe, meist als Bristle- oder Sisalboard bezeichnet, besteht aus Millionen eng gepresster Fasern. Diese Fasern stammen aus der agavenähnlichen Sisalpflanze und werden zu einem festen Block verdichtet. Das Besondere daran ist, dass sich die Fasern bei einem Treffer leicht auseinanderdrücken und nach dem Herausziehen des Dartpfeils wieder zusammenziehen. Dadurch entstehen kaum Löcher, was die Lebensdauer eines solchen Boards enorm erhöht.
Ein weiterer entscheidender Bestandteil ist das Drahtsystem, auch Spider genannt. Dieses trennt die einzelnen Felder der Dartscheibe voneinander ab. Früher bestanden diese Drähte aus rundem Metall, was zu vielen Abprallern führte. Moderne Premium-Scheiben verwenden hingegen ultradünne, dreieckig zulaufende Drähte oder sogenannte Blade-Systeme, bei denen der Draht in das Sisal eingelassen wird. Je dünner und flacher dieser Draht ist, desto weniger wird der Pfeil abgelenkt und desto höher ist die Trefferquote.
Die Farben und die Beschichtung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein gutes Board hat klare, kontrastreiche Felder, die auch bei längerem Spielen gut erkennbar bleiben. Billige Scheiben neigen dazu, auszubleichen oder sich zu verfärben, was das Zielen erschwert.

Wie E-Dart-Scheiben funktionieren und warum sie sich so anders spielen
Im Gegensatz zu den traditionellen Sisalboards bestehen E-Dart-Scheiben aus hartem Kunststoff. Die Oberfläche ist in kleine, perforierte Segmente unterteilt, in die die Softdart-Spitzen eindringen. Unter diesen Segmenten befinden sich Sensorplatten oder Kontaktmatrizen, die registrieren, wo ein Treffer gelandet ist. Diese registrierten Signale werden an einen Computer weitergegeben, der den Punktestand automatisch anzeigt.
Durch diesen technischen Aufbau fühlt sich das Spiel völlig anders an als beim Steeldart. Softtip-Darts sind leichter, die Segmente haben einen hörbaren Klang bei jedem Treffer und der Wurf muss etwas kontrollierter erfolgen, damit der Pfeil im Lochraster stecken bleibt. Der Vorteil liegt klar in der Benutzerfreundlichkeit: es gibt keine Fehlrechnungen, verschiedene Spielvarianten können ohne Zusatzregeln gespielt werden und für Einsteiger ist das eine niedrigere Hemmschwelle.
Allerdings sind E-Dart-Scheiben weniger langlebig. Die Kunststoffsegmente können mit der Zeit brechen, das Lochbild wird weit und Treffer werden eventuell nicht mehr richtig erkannt. Für Kneipen oder Hobbyspieler ist das akzeptabel, aber ambitionierte Spieler bevorzugen oft Steeldart.
Die Unterschiede zwischen Steeldart und E-Dart im Detail
Ob Steeldart oder Softdart die bessere Wahl ist, hängt stark vom Spielstil und vom gewünschten Erlebnis ab. Steeldart wird mit schwereren Pfeilen gespielt, die ein direkteres und präziseres Wurfgefühl vermitteln. Die Scheibe ist leiser und die Abprallerquote (mit hochwertigen Scheiben) minimal. Da Steeldart die offizielle Turnierform ist, orientieren sich ambitionierte Spieler fast immer an dieser Variante.
Softdart hingegen bietet einen spielerfreundlicheren Zugang. Die Darts sind leichter, wodurch Verletzungen oder Beschädigungen minimiert werden. Durch die elektronische Punktezählung können sich Spieler auf das Werfen konzentrieren, ohne Regeln oder Rechenwege zu kennen. Allerdings wirkt das Spiel oft technischer und weniger „handwerklich“.
Viele Dartspieler beginnen mit Softdart und steigen später auf Steeldart um, sobald sie präziser spielen oder das klassische Dartgefühl erleben möchten.
Die offiziellen Maße – so muss eine Dartscheibe hängen
Egal ob Steeldart oder E-Dart: Die internationalen Maße sind klar geregelt. Die Mitte des Bullseyes muss exakt 1,73 Meter über dem Boden hängen. Der Wurfabstand beträgt beim Steeldart und beim E-Dart 2,37 Meter, gemessen von der Vorderkante der Scheibe bis zur Abwurflinie.
Diese Werte sind nicht zufällig. Sie wurden über Jahrzehnte hinweg erprobt und sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Technik, Schwierigkeit und Ergonomie. Damit der Abstand stimmt, empfiehlt es sich, den diagonal gemessenen Abstand zwischen Bullseye und Wurflinie zu kontrollieren. Dieser sollte beim Steel-/Soft-dart 2,93 Meter betragen. Mit dieser Diagonalmessung lassen sich Messfehler durch schiefes Messen sehr gut vermeiden.

Montage und Aufhängung – So befestigt man eine Dartscheibe richtig
Das Aufhängen einer Dartscheibe ist einfacher, als viele denken, dennoch machen Spieler häufig Fehler bei der Montage. Zunächst muss die Wandhalterung sicher verankert werden. Moderne Dartscheiben werden mit einem zentralen Metallkreuz auf der Rückseite geliefert, das einfach auf eine Wandhalterung gehängt wird. Wichtig ist, dass die Scheibe stabil hängt und sich dennoch problemlos drehen lässt. Das Drehen ist wichtig, weil man dadurch verhindert, dass bestimmte Bereiche der Scheibe übermäßig abgenutzt werden.
Nachdem die Mitte des Bulls auf 1,73 Meter festgelegt wurde, sollte die Scheibe so ausgerichtet werden, dass die 20 am oberen, senkrechten Punkt steht. Erst danach wird die Abwurflinie gesetzt. Viele Spieler nutzen dafür eine sogenannte Oche-Leiste, andere markieren die Linie mit Klebeband oder mittels eines Dartteppichs, auf dem die Abstände bereits eingezeichnet sind.
Schließlich ist ein Wandschutz sehr empfehlenswert. Ein sogenannter Surround-Ring schützt nicht nur die Wand vor Fehlwürfen, sondern erhöht auch die Stabilität des Boards und absorbiert Geräusche.
Pflege, Lebensdauer und häufige Probleme
Eine hochwertige Sisalscheibe hält bei regelmäßigem Spiel zwischen einem und drei Jahren, je nach Intensität und Qualität. Entscheidend für die Lebensdauer ist die richtige Pflege. Die wichtigste Maßnahme ist das regelmäßige Drehen der Scheibe. Der Zahlenring lässt sich leicht verstellen, sodass stark beanspruchte Bereiche wie die 20, 19 oder 18 gleichmäßig abgenutzt werden.
Feuchtigkeit ist für Sisalboards problematisch. Wird die Scheibe in feuchten Kellern oder schlecht belüfteten Räumen aufgehängt, können die Fasern aufquellen, weich werden oder sich verfärben. Deshalb sollte die Dartscheibe immer in einem trockenen Raum hängen.
Abpraller können ebenfalls zum Problem werden. Wenn Darts häufig abprallen, liegt das meist an stumpfen Spitzen, schlechten Drahtsystemen oder zu steilen Wurfwinkeln. Bei E-Dart-Scheiben sind abgenutzte Softtip-Spitzen eine häufige Ursache für Fehlwürfe oder schlecht registrierte Treffer.
Ein häufiger Anfängerfehler ist das Besprühen oder Befeuchten der Scheibe. Moderne Boards brauchen keine Feuchtigkeit – bei älteren Sisalboards wurde das früher manchmal empfohlen, aber aktuelle Modelle sind bereits perfekt gepresst und sollten trocken bleiben.
Welche Dartscheibe ist die richtige für welchen Spieler?
Für Anfänger eignet sich sowohl Softdart als auch Steeldart. Softdart wirkt oft einladender, weil die Technik einen Teil der Arbeit übernimmt. Spieler, die mehr Wert auf Präzision, auf Turniernähe und auf ein authentisches Gefühl legen, entscheiden sich für Steeldart.
Familien mit Kindern greifen oft zu Softdart oder Magnetdart, da hier Verletzungsgefahr und Schäden an Wänden sehr gering sind. Für ambitionierte Spieler oder Turniereinsteiger gibt es kaum Alternativen zu hochwertigen Sisalboards wie dem Winmau Blade 6 oder Unicorn Eclipse.
Auch der vorhandene Platz spielt eine Rolle: E-Dart-Scheiben benötigen Strom und sind meist lauter, was in Mietwohnungen störend sein kann. Steeldart hingegen ist deutlich leiser und verursacht weniger Lärm beim Auftreffen der Darts.
Fazit – die perfekte Dartscheibe für jeden Anspruch
Dartscheiben sind weit mehr als ein einfaches Zielbrett. Je nach Bauweise, Material und Technik verändern sie das gesamte Spielerlebnis. Wer ein klassisches, präzises und sportliches Spielgefühl sucht, greift zu einer Sisal-Steeldart-Scheibe. Wer hingegen Wert auf Komfort und automatische Punktezählung legt, ist mit einer elektronischen E-Dart-Scheibe gut beraten.
Mit dem richtigen Verständnis für Materialien, Maße, Montage und Pflege steht einem perfekten Dartsetup zuhause oder im Verein nichts mehr im Weg. Je hochwertiger die Scheibe und je sorgfältiger sie aufgehängt wird, desto länger wirst du Freude daran haben — und desto besser wird dein eigenes Spiel werden.

